Maibaum

Geliebter Maibaum - Brauchtum und Symbolik

Der Winter und der launische April sind vorbei! Es ist Frühling! Wir feiern den 1, Tag im Wonnemonat Mai, stellen den Maibaum auf und folgen damit einem der beliebtesten bayerischen Bräuche!
Wie hat sich dieses Brauchtum entwickelt und welche Symbolik vermittelt der Baum mit seinem Schmuck?
Lest unseren Vortrag vor den Senioren der evangelisch-lutherischen Gemeinde Pfaffenhofen an der Ilm!

Der Lebenszyklus eines Maibaums

Normalerweise ersetzen wir den Baum alle vier Jahre.

Im ersten Jahr steht der Maibaum mit seiner natürlichen Pracht – mit seiner Krone und seiner Baumrinde. Im zweiten Jahr wird er geschält. Im dritten Jahr wird sein Stamm weiß-blau bemalt.

Aber wenn seine Standfestigkeit aufgrund von Schäden durch Sturm, Pilzbefall oder Ähnlichem nicht mehr gewährleistet ist, muss er schon früher erneuert werden.

Unser Sulzbacher Maibaum

Die Zeit bis 1982 - Der Maibaum stand in Fürholzen

In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stellt die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Sulzbach einen Maibaum in Fürholzen auf. Die Kriegsjahre unterbrechen die Maibaumtradition. “Die Zierde des Dorfes war irgendwann so marode geworden, dass sie beseitigt werden musste”, erzählen Anni Kufer und der Vorstand der Maibaumfreunde, Josef Hagl.

Mehr als drei Jahrzehnte später begeistern Anni Kufer und die Maibaumfreunde die Dorfbewohner für ihre Idee, die Tradition wieder zu beleben. Sie sammeln fleißig Sponsorengelder und finden Unterstützung bei Handwerkern aus der Umgebung. So helfen sie bei der Gestaltung der Halterungen und Motivtafeln des Maibaums. Auch die Stadt Pfaffenhofen und die Mitarbeiter des Bauhofes leisten tatkräftige Unterstützung. Seit 1977 stellt die Dorfwirtschaft Waldeslust den Maibaum wieder auf (PK v. 27.04.2007).

Ein Ziel sei es laut Josef Hagl damals auch gewesen, die weit verstreuten Ortsteile Sulzbach, Wolfsberg, Fürholzen und Schabenberg enger aneinander zu binden und ein Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen, insbesondere auch für die Jugend. “Man wollte erreichen, dass hier wieder was zusammenwächst”. Was die Pflege der Maibaumtradition betrifft, ist dies auch gelungen. In den vergangenen 30 Jahren heimsten die “Maibaumfreunde” des Öfteren beim Maibaumwettbewerb des Landkreises Pfaffenhofen den ersten Platz ein – so auch 2006.

Aber auch die Menzenbacher haben ihren Maibaum. Eines Tages wird der Maibaum von den “Maibaumfreunden” gestohlen und von den Menzenbachern nicht ausgelöst. Der Bericht von Uschi Kufer erlaubt einen tiefen Einblick in den Umgang mit dem Brauchtum. Die Geschichte vom Menzabo

Sulzbach bekommt seinen eigenen Maibaum

Ihren ersten Maibaum stellten die Radlstrampler 1982 auf dem oberen Kinderspielplatz in Sulzbach auf. Nicht als Wettbewerber der Maibaumfreunde mit ihrem Baum in Fürholzen bzw. Wolfsberg, sondern als Ausdruck der Gemeinschaft in dem inzwischen gewachsenen Ortsteil Sulzbach.

Viele Jahre schmückte ein prächtig geschmückter Baum – weithin sichtbar – den Ortsteil. Mit seiner Höhe konnte er sich mit den Maibäumen im Landkreises messen.

Dann kommt das Orkantief “Willi” und richtet 2001 schwere Schäden an. Auch unser Maibaum bricht und beschädigt Garagendach und Zaun eines benachbarten Eigenheims. Seine Bewohner fürchten nun um ihr Leben. Das Ende des Maibaumes in Sulzbach? Brauchen wir einen neuen Stellplatz?

Glücklicherweise findet sich eine Lösung: Die Höhe unseres Maibaums wird begrenzt, und er steht jetzt in der Mitte des Spielplatzes. Die Befürchtung, dass ein kleiner Maibaum wenig Akzeptanz findet, erweist sich als unbegründet. Im Gegenteil: Jetzt errichten wir den Baum ohne maschinelle Hilfe traditionell mit Schwalben und Muskelkraft errichtet und steht tief eingegraben im lehmigen Boden. Hier können alle mitmachen, und unsere Besucherzahl wird von Jahr zu Jahr größer.

Schade ist es um die alten Schilder und den Maibaumkranz. Für den kleinen Baum sind sie zu groß und zu schwer. Anstelle der Schilder ziert der Baum jetzt weiß-blaue Fähnchen. und ein kleiner Naturkranz. 2009 wird der kleine Maibaum mit neuen Schildern, aber mit den alten Motiven geschmückt.

Maibaumwettbewerb

Seit 1996 führt der Landkreis Pfaffenhofen auf der Suche nach dem schönsten Maibaum einen Wettbewerb durch, an dem alle Ortsgemeinschaften und Vereine teilnehmen können.

Auch die Radlstrampler beteiligen sie sich. 1997 gewinnen sie den 2. Platz. 2006 erhalten sie eine Anerkennungsurkunde. Landrat Rudi Engelhard und der 2. Bürgermeister Franz Schmuttermayr überreichen sie im Rahmen der 25-Jahr-Feier. “Die Radlstrampler haben auch mit einem kleinen Maibaum die Kriterien des Maibaumwettbewerbs im Landkreis Pfaffenhofen erfüllt und werden aufgefordert, ihre Aktivitäten in Sulzbach engagiert fortzuführen.”

Maibaum fällen, transportieren, schmücken und aufstellen

Maibaum fällen

Die Fichten unserer Maibäume wachsen und gedeihen im Stadtforst oder im Forst der Familie Kufer vom Doderhof oberhalb vom Staberl. Das Fällen des Maibaumes ist eine Kunst für sich, muss doch sichergestellt werden, dass der Baum und insbesondere seine Krone nicht beschädigt werden.

Wir legen ihn daher langsam “stressfrei” um. Dazu befestigen wir ein Seil möglichst hoch am Baumstamm. das über ein Umlenkgestell mit einem Traktor verbunden ist. Seitlich sichern viele Helfer den Baum mit Seilen.

Abschließend befreien wir den Baum vom Astwerk – natürlich mit Ausnahme seiner Krone.

Maibaum transportieren

Wir transportieren unseren Maibaum langsam mit Traktor, Baumwagen und Nachläufer aus dem Forst zu seinem Stellplatz. Den Nachläufer lenken wir händisch.

Der Transport durch die Straßen von Sulzbach ist immer eine Herausforderung! In den “alten Zeiten” war es die Länge des Baums, heute der Verkehr auf den Straßen!

In den ersten Jahren haben die Radlstrampler den Baum mit der Radlgunde begleitet – heuer reicht unsere Muskelkraft wohl nicht mehr aus!

In der Nacht zum Maifeiertag bewachen wir den Maibaum.

Maibaum schmücken

Am frühen Morgen des Maitages beginnt das Schmücken des Maibaums.

Wir verzieren die Baumkrone mit weiß-blauen Bändern, den oberen Stamm mit der Fichtengirlande, seine Mitte mit den Maibaumschildern und unten mit dem Fichtenkranz, bis ins Jahr 2000 mit dem Figurenkranz.

 

Maibaum aufstellen

Von 1982 bis 2000 verankerten wir den Maibaum in einen einbetonierten Maibaumständer und stellten ihn mit einem Kran (1982) bzw. einem Traktor über einen Seilzug auf.

Seit 2000 wird der Baum hingegen graben wir den Baum im Erdreich ein und stellen ihn mit Schwalben und reiner Muskelkraft auf.

Dabei sichern wir ihn mit einem fest verankerten Stahlseil, das über ein Umlenkgestell geführt und mit Ruck-Zuck-Unterstützung gesichert wird.

Maibaumschmuck

Maibaum-Schilder

Die Maibaum-Schilder berichten über die Radlstrampler und ihren Ortsteil.

Sie zeigen ein erstes Logo von uns Radlstramplern und seine Radlgunde, die Wappen der Stadt und des Landkreises Pfaffenhofen, den Bolzplatz, die Skaterbahn, den Kinderspielplatz, den Kindergarten Arche Noah, die Kapelle am Bistumer Weg und den Doderhof. 

Sie geben Auskunft über die Aktivitäten der Radlstrampler von der Gründerzeit bis heute: Häusle bauen, garteln, Pilze sammeln, Schafskopf spielen, musizieren und die Freizeit bei Grill und Bier genießen.

Sie weisen auf unseren Martinsumzug, die Pfadfinder und den ehemaligen Sponsor Müllerbräu hin.

 

Maibaum-Tafeln

40 Jahre Maibaum in Sulzbach – und 4 Maibaumtafeln. 1982 die erste, gestaltet von Peter Gräslin. Sie wurde 2000 erneuert. Für den kleinen Baum malte die Kindergruppe mit Bärbel eine neue Tafel; “An Stelle des alten Baums steh ich jetzt hier, Ihr sollt euch erfreuen an meiner Zier. Möchte Schaden von euch nehmen, dafür bringen Glück und Segen”.

2009 wir es mit ein Replikat der ersten Maibaumtafel ersetzt. “Im Woid drauß war i ned aloa, dann hamm´s mi neizarrt in de Gmon. Zerscht woid i wieda naus ins Hoiz, jetzt bleib i do, bin volla Stolz. Ois Mittelpunkt vo dene Leit, da steh i jetz zu meina Freid. Bi dankbar für mei neies Lebn, a scheenas Fleckerl konns ned gebn. Duats oiwei grod des was Eich gfreit, mit Gaudi, Fleiß und ohne Streit.”

Figurenkranz

Von 1990 bis 2002 schmückte ein Figurenkranz mit Manderl und Madern in Halletauer Tracht.

für den kleinen Maibaum ist der Figurenkranz leider zu groß und zu schwer. So fristet er sein Dasein auf dem Doderhof. Aber vielleicht klappt es, ihn an unserer neuen Radlstrampler-Hütte wieder aufzustellen!

 

Maibaum stehlen - ein Brauch mit Regeln

  1. Ein Maibaum darf nicht von Bürgern der eigenen Gemeinde, sondern nur von Burschen anderer Gemeinden gestohlen werden. Wer die Absicht hat, einen Maibaum zu stehlen, soll dies so planen, dass er dabei nicht entdeckt wird. Dabei ist zu beachten, dass ein Maibaum zumeist Tag und Nacht von mehreren Wächtern streng bewacht wird.
  2. Werden die Räuber beim Abtransport des Baumes innerhalb der Gemeindegrenzen überrascht, müssen sie die Beute sofort kampflos zurückgeben.
  3. Ein erfolgreich gestohlener Baum darf weder zersägt noch anderweitig beschädigt werden.
  4. Am 1. Mai aufgestellte Bäume dürfen nicht mehr entwendet werden.
  5. Gestohlen werden darf nur der Baum, nicht aber Kränze, Fähnchen, Figuren und anderes Beiwerk.
  6. Ein entwendeter Baum muss von den Opfern noch vor Ende April ausgelöst werden.
  7. Die Räuber sollen keine unerschwinglich hohe Auslöse fordern. In der Regel erhält jeder der beteiligten Räuber ein bis drei Maß Bier und eine kräftige Brotzeit. Eine Gruppe von Räubern bekommt also zwischen 50 und 150 Maß Bier und eine „anständige” Leberkäs-Brotzeit.
  8. Wird der gestohlene Baum nicht ausgelöst, haben die Räuber das Recht, ihn als „Schandbaum” am Rande ihrer Ortschaft aufzustellen und auf einem am Baum angebrachten Schild die Schande der Bestohlenen kund zu tun. Sie dürfen den Baum auch für einen caritativen Zweck versteigern.
  9. Nach dem Auslösen des Baumes und der Versöhungsfeier soll wieder Friede herrschen.
  10. Der Maibaumdiebstahl soll durch Einhaltung der Regeln so durchgeführt werden, dass keine der Parteien vor Gericht gehen muss.